Mauerbau in Niort/F

Projekt „BerlinNiort“:

Workshop mit Jugendlichen in Niort/Frankreich – Mauernachbau ca. 20m zum 20jährigen Jubiläum des Mauerfalls in Berlin + gemeinschaftlicher Abriss + Ausstellung mit Objekten von ossada und Fotos zum Zeitgeschehen

Artikelnummer: 610 Kategorie:

Beschreibung

Maître d’œuvre du projet

Le projet

Pour les 20 ans de la chute du mur de Berlin, venez découvrir de nombreuses animations autour de ce grand événement ! Du 6 au 18 novembre, jeunes vont construire un mur de 20 mètres devant l’habitat Jeunes L’Atlantique à Niort. Ils vont realiser tags et fresques sur le mur, aider de créer des expositions, discuter pendant la table ronde. Il y va de concert des jeunes groupes et à la fin la grande destruction du mur …

 

Le Artiste

ossada, né le 8 avril 1978 près de Bernau/Berlin, est un artiste allemand. Il habite et travaille à Mittweida (Sax, Allemagne) comme peintre, sculpteur et écrivain. Les œuvres d’ossada, souvent critiquent la société et la consommation, ont déjà été exposées en Italie, Pays Bas et Allemagne. Pendant le projet BERLINiort ossada va exposer quelques œuvres sur la chute de mur à L’Atlantique à Niort. En fabriquant un grand mur de papier avec des jeunes bénévoles il va également aider à sensibiliser les jeunes sur ce sujet.


Zum Projekt “BerliNIORT”
20 Jahre Mauerfall in Deutschland und die Arbeit zu diesem Thema mit Jugendlichen in Niort/France

Es war schon ein sehr verrückter Gedanke, als Robert Schmidt mir am Telefon erklärte, es gäbe eine Projektwoche zum Thema 20 Jahre Mauerfall. “Was interessiert es wohl in Frankreich, was in Deutschland vor 20 Jahren passierte?” – Ich gebe zu, ich war zunächst skeptisch und doch auch angetan von der Idee, in einem dortigen Jugendzentrum eine Mauer, 20 Meter lang, nachzubauen.

Nach langer Reise also, herzlicher Empfang und am nächsten Morgen frisch ans Werk. Jugendarbeit heißt zunächst Motivation erzeugen. Um so schwieriger ist dies wohl, wenn nur wenige anwesend sind und diese nicht unbedingt geborene Handwerker zu sein schein. Die fremde Sprache kam als weitere Barriere hinzu. Mit der Zeit lernten wir uns alle kennen, bauten fleißig am “grauen Monster” und ich spürte immer mehr die wachsende Leidenschaft der Mitwirkenden. Wenn Greifbares da ist, integriert es sich auch leichter. Die Zahl der Beteiligten stieg, ebenso wie die Mauer. Musik, Stimmung und immer wieder Kaffee. Erst jetzt wurde mir die Tragweite des Projektes bewusst. Wieviele wohl im Hintergrund tagelang geplant, vorbereitet, besorgt und gebastelt hatten, war mir zunächst ja verborgen geblieben.

Zur Eröffnung überwältigte mich ein Andrang blanken Interesses. Konzentrierte, unvoreingenommene Wahrnehmung. Trotz der fehlenden Sprachkenntnisse bemerkte ich die positive Intonation im lauten Gemurmmel rundum die Mauer und die Ausstellungsstücke. Offenheit, Freundlichkeit, … – Europa wuchs an diesem Abend wieder ein Stück mehr zusammen. Nicht nur unsere bequeme Reise von Chemnitz im Osten Deutschlands über die Niederlande und Belgien bis nach Niort im Südwesten Frankreichs, sondern auch die Selbstverständlichkeit davon, beeindruckte mich. In meiner Kindheit reichte der Horizont nur bis zum Vorgegebenen. Die Diktatur, jene Überwachung und das allgegenwärtige Schweigen aus der Zeit vor 1989 sind mir nach dem Verfall allen Richtig-Geglaubten nur Schritt für Schritt bewusst geworden. Ich sprach an jenem Abend der Eröffnung in Niort von dem davor, währenddessen und danach. Jedem sind heute wohl grob diese Aspekte der Wendezeit bekannt. Wirklich Nachempfinden können es sicher nur wenige.

Vielleicht ist dies auch der Grund, warum ich mich bei Bau der Mauer entschlossen habe, die Schilder in französisch schreiben zu lassen. Eine Vision und Warnung sollte es sein, vor allem an diejenigen, die bisher ohne Mauern gelebt haben oder diese nicht wahrnehmen. Auf unserer Reise, wie auch sonst im täglichen Leben sehe ich neue Mauern. Stadtteile werden umzäunt. Sprachen grenzen aus. Gesetze teilen und Geld schichtet. Ganze Kontinente machen heute dicht. Europa ist nicht mehr ausschließlich der Traum vom Zusammenleben. Europa ist ein “Unter uns” geworden. Andere riskieren ihr Leben, um hierher zu kommen und haben sehr gute, existenzielle Gründe ihre geliebte Heimat zu verlassen. Auch mitten im “Unter uns” trennen wir in diese und andere, in jene und uns. Neue Mauern überall.

Ich denke, durch den Einsturz unserer Mauer ist den Jugendlichen auch der Verfall von Werten, das ständige Überprüfen von Grenzen klar geworden. Alle Mauern sind von Menschenhand geschaffen und können durch diese auch verschwinden. Die vermeintliche Sicherheit einer Mauer wird schnell zum Gefängnis, denn Sicherheit ist immer auch mit einer Form von Gewalt verbunden. Die Struktur von Grenzen, viele Jugendlichen waren ja beim Knoten und Tackern dabei, die Struktur solcher Grenzen zu erkennen, seien sie auch noch so subtil, ist der Anfang vom Wandel. Ich hoffe, ich konnte dafür in Niort ein paar Fragen aufwerfen.

Vielen Dank für dieses wundervolle Projekt – ossada, Dezember 2009


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